5 Fragen an Urs Vogel

1. Klimawandel, Energieengpässe, Ressourcendiskussionen, Nachhaltigkeitsanspruch: Welche Anforderungen werden in diesem Spannungsfeld künftig an die Gebäudetechnik gestellt?

Die Gebäudetechnik macht Gebäude für die Nutzenden komfortabel und sicher. Die Gebäude haben heute zusätzlich die Aufgabe als Kraftwerk für die Stromproduktion, als Tankstelle für die Elektromobilität und als Energiespeicher in vernetzten Energiesystemen; das ist schon Stand der Technik.

 

 

2. Wenn wir von Zukunft reden: In welchen Zeithorizonten muss bei der Planung der Gebäudetechnik gedacht werden?

Für die Systeme und Komponenten der Gebäudetechnik wird mit einer Nutzungsdauer von 20 bis 30 Jahren gerechnet. Sinnvollerweise werden die aktuell bei einer Sanierung oder beim Neubau eines Gebäudes zu realisierenden Anlagen gleich so ausgelegt, dass sie insbesondere die Anforderung für den Betrieb ohne Treibhausgasemissionen bereits heute erfüllen.

 

 

3. Die substanzielle Reduktion der Treibhausgasemissionen ist also möglich?

Die Transformation des gesamten Gebäudeparks mit einem Absenkpfad zu Netto-Null Treibhausgasemissionen bis spätestens im Jahr 2050 halte ich für realistisch.

4. Wie können wir in Zukunft beim Wohnen und Arbeiten Komfort und Energieeffizienz gleichzeitig sicherstellen?

Das ist meiner Meinung nach kein Widerspruch. Mit dem Gebäudestandard Minergie konnten die Energieeffizienz und der Komfort der Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten gleichermassen bedeutend verbessert werden. In der Gesamtbetrachtung erhalten die «Graue Energie» und die «Grauen Treibhausgasemissionen» – damit sind der Energieverbrauch und die Emissionen, welche mit der Herstellung der Baustoffe und Materialien verbunden sind, gemeint – eine verstärkte Bedeutung. Die Effizienz der Nutzung mit reduziertem Flächenbedarf und verlängerter Nutzungsdauer für Gebäude und gebäudetechnische Anlagen steht heute im Vordergrund.

 

 

5. Und ganz grundsätzlich: Ist der Klimawandel nur ein Risiko oder auch eine Chance?

In Bezug auf den Klimawandel ist der grösste Hebel die Energieversorgung ohne Treibhausgasemissionen, die generelle Dekarbonisierung der Energiesysteme. Ich sehe es als Chance, das Ziel der nachhaltigen und auf erneuerbaren Ressourcen basierenden Energieversorgung nun rasch zu erreichen.

 

Können wir Klimawandel?

Mit dem Klima wandeln sich auch die Anforderungen an die Immobilienwirtschaft. Sind wir wirklich bereit dafür? Was kommt noch auf uns zu? Und: Schaffen wir das? Gemeinsam mit den spannenden Referent:innen Lino Guzzella, Urs Vogel und Petra Brunner suchen wir beim Real Estate Symposium 2023 der SVIT five nach nachhaltigen Lösungen für die Zukunft unserer Branche.

Reservieren Sie sich darum unbedingt bereits jetzt dieses Datum:

Dienstag, 28. März 2023
13.00 – 19.00 Uhr
Umweltarena in Spreitenbach

Lino Guzzella ist Ingenieur und Professor für Thermotronik an der ETH Zürich, er forscht an Energiewandlungssystemen, um Verbrauch und Schadstoffemissionen zu reduzieren. Urs Vogel, Senior Consultant von Amstein+Walthert, berät in allen Fragen der Gebäudetechnik, um eine effiziente Nutzung der Energie und eine Optimierung über den gesamten Lebenszyklus zu erreichen. Und Petra Brunner begleitet als transaktionsanalytische Beraterin Veränderungsprozesse und hilft als psychologische Beraterin, Wandel zu verstehen und mitzugehen.

Die SVIT five, die Spezialistengremien des SVIT, freuen sich auf Ihre Teilnahme beim Real Estate Symposium 2023.

5 Fragen an Petra Brunner

1. Alles scheint im Wandel – die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Politik, das Klima: Wieviel Veränderung verträgt der Mensch eigentlich?

Als Menschheit vertragen wir sehr viel Veränderungen. Oft leider zu viel! Auf allen Ebenen. Zuviel heisst: Der Mensch prüft die Veränderungen gar nicht mehr erst, sondern entwickelt unbesehen Verhaltensweisen, die weitere Veränderungen weiter anheizen. Viele davon entsprechen im Grunde genommen dem Menschen dann gar nicht. Was ihn wiederum überfordert.

 

2. Kann die oder der einzelne sich dem Wandel von heute überhaupt noch entgegenstellen?

Das ist schwierig, aber machbar. Es braucht Mut. Und die ständige Reflexion. Wer bin ich? Was will ich? Was mache ich mit? Wovon halte ich mich fern? Und dann braucht es auch die Bereitschaft, mit den Konsequenzen daraus umzugehen.

 

3. Wie lerne ich zu unterscheiden, welche Veränderungen ich mitgehen muss, und welche Veränderungen mich nicht tangierten?

Indem ich mich laufend mit mir selber auseinandersetze. Reflexion ist das entscheidende Stichwort. Ich muss immer wieder überprüfen: Stimmt das, was ich tue, für mich? Diese Reflexion kann jeder für sich alleine machen. Ich empfehle aber aus Erfahrung Unterstützung, eine Supervision. Damit auch Fragen auf den Tisch kommen, die man sich selber eigentlich nicht so gerne stellt. Weil man die Antworten und das genaue Hinschauen scheut.

 

4. Wie mache ich als Individuum aus Veränderungen Verbesserungen?

Aus meiner Warte sind individuelle Veränderungen meist automatisch Verbesserungen. Weil ich bei Veränderungen bereits in den Reflexionsprozess begeben habe und mich mit dem entsprechenden Thema auseinandersetze. Bei Veränderungen ist vielfach der Weg – also die Frage: Wie setze ich mich mit den Veränderungen auseinander? – schon das Ziel. Denn auf diesem Weg lerne ich, das Ziel zu schärfen oder gar auf ein neues Ziel zu fokussieren.

 

5. Welche Treiber für den heutigen Wandel nehmen Sie wahr? Die Globalisierung? Die Digitalisierung? Die Krisen?

Ganz klar: die Krisen! Denn mit Krisen verbunden sind Panik und Panikmache – und diese wiederum sind zentrale Treiber für Wandel.

5 Fragen an Prof. Lino Guzzella

1. Was sagen Sie als faktenorientierter Ingenieur: Können wir Klimawandel?

Der Klimawandel ist ein ernsthaftes Problem, welches wir wohl überlegt und konsequent angehen müssen. Die wissenschaftlichen und technischen Lösungsansätze sind grundsätzlich bekannt, aber da es sich um riesige Dimensionen handelt, haben nur ökonomisch optimale Ansätze eine Chance, zielführend zu sein. Zudem ist immer eine globale Perspektive einzunehmen, dies bedingt überstaatliche Abkommen.

 

2. Sie beschäftigen sich u.a. mit Energiewandlungssystemen. Die Frage nach der Effizienz ist dabei zentral. Was scheint Ihnen im Umgang mit Energie und Ressourcen wichtiger: Nachhaltigkeit oder Effizienz? Oder ist Effizienz immer auch nachhaltig resp. Nachhaltigkeit immer auch effizient?

Es gibt kein „Entweder-Oder“, sondern nur ein „Sowohl-Als-Auch“. Selbst wenn die Wandlung von Primär- zu Nutzenergie ohne Verluste möglich wäre, benötigt die Menschheit weiterhin steigende Energiemengen. Einerseits sind heute viele Menschen unterversorgt mit sauberen, sicheren und kostengünstigen Energieträgern. Und andererseits wächst die Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten weiter. Da aber eine verlustlose Energiewandlung nicht möglich ist, muss auch der Effizienzfrage grosse Beachtung geschenkt werden. Kurz- bis mittelfristig sind hier, ökonomisch betrachtet, die grössten Verbesserungspotentiale. In den Mittelpunkt werden zudem immer mehr die „de-fossilisierten“ Energieträger stehen. Dabei wird eine Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle spielen, denn nur damit können grosse Energiemengen über längere Zeiträume gespeichert und über grosse Distanzen transportiert werden.

 

3. Kann die technologische Entwicklung verhindern, dass wir als Gesellschaft unser Verhalten verändern müssen, um Energie zu sparen und Schadstoffemissionen zu reduzieren?

Die Begriffe „Energie“ und „Schadstoffe“ sind nicht untrennbar miteinander verbunden. Denken Sie an die Verbesserungen unserer Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten. Die grosse Herausforderung wird es sein, die Energieversorgung ohne Ausstoss von zusätzlichen Treibhausgasen zu ermöglichen. Dies ist technisch möglich, wird aber zu höheren Energiepreisen führen. Diese Entwicklung wird dann automatisch zu einer Verhaltensänderung führen. Diesen Weg halte ich für vernünftiger, als über Verbote zu agieren. Die aktuellen Subventionierungen von fossilen Energieträgern zeigt aber die damit verbundene soziale Problematik auf. Diese ernüchternde Botschaft zu vermitteln, ist eine der grossen Herausforderungen für die Politik.

4.  Ist es überhaupt möglich, dass wir als Gesellschaft und als Wirtschaft laufend wachsen – aber zugleich den Energieverbrauch und die Schadstoffemissionen reduzieren?

Ohne eine ausreichende Energieversorgung ist kein menschenwürdiges Leben möglich. Die Aufgabe wird also sein, mehr Energie zur Verfügung zu haben, ohne das Klima zu beeinflussen. Dies ist möglich, bedarf aber einer grossen Anstrengung. Die Grundlagen dafür sind die Wissenschaft und die Technik, und es braucht auf allen Ebenen eine bessere Ausbildung in diesen Fragen. Zudem ist die Bedeutung der Forschung und der Translation in diesen Bereichen in allen Gesellschaften zu stärken. Wissenschaft und Technik waren die Erfolgsfaktoren, die grossen Teilen der Welt Wohlstand ermöglichten. Ich bin überzeugt, sie sind auch die Schlüsselfaktoren für die Lösung der anstehenden Probleme.

5. Welches ist für Sie der sinnhafteste Energieträger für die Zukunft?

Die Menschheit wird auf alle nicht-fossilen Energieträger angewiesen sein, will sie allen Menschen auf der Erde ein anständiges Leben ermöglichen. Je nach lokalen Bedingungen und Strukturen werden gewisse Energieträger bevorzugt oder gemieden werden. Auf der globalen Skala, und nur hier lässt sich das Klimawandel angehen, werden aber alle Primärenergiequellen und Energieträger genutzt werden. Ich wünsche mir daher eine rationale, auf den technischen und ökonomischen Fakten basierende Debatte.

Derweil «Business Ecosystem» zu einem unternehmensstrategisch bedeutenden Modewort in der Finanzindustrie geworden ist, funktioniert der SVIT mit seinen fünf schweizweit agierenden Fachkammern schon länger als ein eigentliches Business Ecosystem. Die fünf Fachkammern des SVIT Schweiz – die Bewertungsexperten-Kammer, die FM Kammer der Schweizer Immobilienwirtschaft, die Fachkammer Stockwerkeigentum, die Kammer Unabhängiger Bauherrenberater und die Schweizerische Maklerkammer – finden gemeinsam Antworten auf alle Herausforderungen von Eigentümern und Investoren, Projektentwicklern, Architekten und Planern, Nutzern, Betreibern und Immobiliendienstleistern. Die fünf Fachkammern des SVIT Schweiz garantieren in Ihren jeweiligen Fachbereichen die höchsten Qualitäts- und Leistungsstandards.