17. Januar 2023

„Netto-Null Treibhausgasemissionen im Gebäudepark halte ich für realistisch“

5 Fragen an Urs Vogel

1. Klimawandel, Energieengpässe, Ressourcendiskussionen, Nachhaltigkeitsanspruch: Welche Anforderungen werden in diesem Spannungsfeld künftig an die Gebäudetechnik gestellt?

Die Gebäudetechnik macht Gebäude für die Nutzenden komfortabel und sicher. Die Gebäude haben heute zusätzlich die Aufgabe als Kraftwerk für die Stromproduktion, als Tankstelle für die Elektromobilität und als Energiespeicher in vernetzten Energiesystemen; das ist schon Stand der Technik.

 

 

2. Wenn wir von Zukunft reden: In welchen Zeithorizonten muss bei der Planung der Gebäudetechnik gedacht werden?

Für die Systeme und Komponenten der Gebäudetechnik wird mit einer Nutzungsdauer von 20 bis 30 Jahren gerechnet. Sinnvollerweise werden die aktuell bei einer Sanierung oder beim Neubau eines Gebäudes zu realisierenden Anlagen gleich so ausgelegt, dass sie insbesondere die Anforderung für den Betrieb ohne Treibhausgasemissionen bereits heute erfüllen.

 

 

3. Die substanzielle Reduktion der Treibhausgasemissionen ist also möglich?

Die Transformation des gesamten Gebäudeparks mit einem Absenkpfad zu Netto-Null Treibhausgasemissionen bis spätestens im Jahr 2050 halte ich für realistisch.

4. Wie können wir in Zukunft beim Wohnen und Arbeiten Komfort und Energieeffizienz gleichzeitig sicherstellen?

Das ist meiner Meinung nach kein Widerspruch. Mit dem Gebäudestandard Minergie konnten die Energieeffizienz und der Komfort der Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten gleichermassen bedeutend verbessert werden. In der Gesamtbetrachtung erhalten die «Graue Energie» und die «Grauen Treibhausgasemissionen» – damit sind der Energieverbrauch und die Emissionen, welche mit der Herstellung der Baustoffe und Materialien verbunden sind, gemeint – eine verstärkte Bedeutung. Die Effizienz der Nutzung mit reduziertem Flächenbedarf und verlängerter Nutzungsdauer für Gebäude und gebäudetechnische Anlagen steht heute im Vordergrund.

 

 

5. Und ganz grundsätzlich: Ist der Klimawandel nur ein Risiko oder auch eine Chance?

In Bezug auf den Klimawandel ist der grösste Hebel die Energieversorgung ohne Treibhausgasemissionen, die generelle Dekarbonisierung der Energiesysteme. Ich sehe es als Chance, das Ziel der nachhaltigen und auf erneuerbaren Ressourcen basierenden Energieversorgung nun rasch zu erreichen.