Jean-Claude Maissen

5 Fragen an Jean-Claude Maissen

«Die Transformation eines Areals ist eine komplexe Herausforderung, die über die bürokratischen und finanziellen Aspekte hinausgeht»

Jean-Claude Maissen ist CEO der Zürcher Freilager AG.

1. In der Schweiz soll es rund 17 Mio. m² ungenutzter Industrieflächen geben. Ein riesiges Transformationspotential?
Die 17 Millionen Quadratmeter ungenutzter Industrieflächen stellen zwar ein mögliches Transformationspotenzial dar, doch die Bezeichnung «riesig» würde ich hinterfragen. Eine erfolgreiche Umsetzung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und birgt Herausforderungen, die den tatsächlichen Nutzen einschränken können.

2. Könnten alle ehemaligen Industrieareale einen Teil der mit der kommenden 10-Millionen-Schweiz verbundenen Anforderungen lösen?
Gegenfrage: Will die Schweiz überhaupt die 10-Millionen-Grenze erreichen? Die Meinung, alle ehemaligen Industrieareale könnten einen wesentlichen Beitrag zum Umgang mit dem Wachstum der Schweizer Bevölkerung leisten, ist aus meiner Sicht optimistisch. Während eine Umnutzung einen Teil des Problems adressieren kann, ist sie keine umfassende Lösung. Es bedarf meines Erachtens eines mehrschichtigen Ansatzes, der auch andere Aspekte wie Ausweitung und die Verbesserung der Infrastruktur und die Berücksichtigung politischer und sozialer Bedürfnisse einbezieht.

3. Wie einfach sind in der Schweiz Umzonungen von Industrienutzung in Wohn- oder Gemischtnutzungen?
Der Prozess der Umzonung von Flächen, insbesondere von Industrie- zu Wohnflächen, gestaltet sich oft komplex und langwierig. Dabei sind nicht nur technische und finanzielle Kriterien entscheidend, sondern auch die gesellschaftlichen Bedürfnisse im jeweiligen Umfeld. Die Effizienz dieses Prozesses hängt massgeblich von der Zusammenarbeit aller beteiligten Interessensgruppen sowie von der Verfügbarkeit der erforderlichen Ressourcen ab.

4. Worin stecken bei einer Areal-Transformation die grössten Herausforderungen?
Meiner Erfahrung nach stellt die Transformation eines Areals oft eine komplexe Herausforderung dar, die über die bürokratischen und finanziellen Aspekte hinausgeht. Die Sanierung potenzieller Altlasten, die Anpassung der Infrastruktur an die neuen Nutzungsanforderungen und die Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung erfordern eine weitgehende Expertise. Die Akzeptanz der Transformation in der betroffenen Bevölkerung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor, dessen Berücksichtigung von Anfang an unabdingbar ist.

5. Und welches sind die grössten Chancen?
Beispielsweise die Schaffung von Wohnraum und Arbeitsplätzen, Förderung nachhaltiger Entwicklung und Steigerung der Lebensqualität in den betroffenen Stadtteilen. Gelungene Umnutzungen revitalisieren vernachlässigte Gebiete und ermöglichen intelligente Stadtentwicklungskonzepte. Der Erfolg hängt jedoch von einer sorgfältigen Planung ab, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte integriert.